„Die schönste Reise zu machen, nicht nur die lukrativste, war immer die Devise.“ Wir interviewen Jan Wind, einen leidenschaftlichen maritimen Unternehmer, der als Kapitänsreeder auf den Weltmeeren unterwegs war und ein florierendes Geschäft mit (Schiffs-)Kabeln aufgebaut hat. Nach seinem Ausscheiden als Geschäftsführer von Wind im Jahr 2022 konzentriert er sich jetzt ganz auf sein anderes Unternehmen, Amazon Shipping.
Jan Wind verdient seinen Lebensunterhalt in der Schifffahrt, so beschreibt er sich selbst. Seine Vorfahren, die alle Jan hießen, waren alle Seeleute, und so wuchs er in der Nähe von Alkmaar auch mit dem sehnlichen Wunsch auf, die Weltmeere zu bereisen. Die Binnengewässer Europas waren ihm zu klein, und so kaufte er mit achtundzwanzig Jahren sein erstes Schiff, die Lida, und begab sich in ein Abenteuer, das ihn bis heute nicht losgelassen hat. Und das immer mit der Unterstützung und dem Rat des NNPC.
Sie stammen also aus einer echten Seefahrerfamilie?
„In der Familie kursiert die Geschichte, dass einer meiner Vorfahren der erste in den Niederlanden war, der von einem Holz- auf ein Stahlschiff umgestiegen ist. „Ein Schiff aus Stahl kann doch nicht schwimmen, oder?“, warnten ihn seine Dorfgenossen. Diese Abenteuerlust haben wir seit sechs Generationen im Blut. Ich bin in die Fußstapfen meines Vaters getreten, der die Seefahrt der Binnenschifffahrt vorzog und später zu einem der Geschäftsführer der Reederei Wagenborg aufstieg. Eigentlich wollte er ein eigenes Frachtschiff haben, aber er heiratete jung und damit war diese Chance dahin. Nach meiner Ausbildung und einer Zeit als angestellter Steuermann habe ich das dann geschafft. Wenn man sein eigenes Schiff kauft, muss man sich in es verlieben. Die Lida war ein altes, aber gut seetüchtiges Schiff. Nach einer Renovierungsphase konnte ich damit weltweit fahren. Diese Freiheit hatte etwas Romantisches an sich.“
Wie haben Sie das maritime Unternehmertum in Angriff genommen?
„In den Anfängen, um 1990 herum, habe ich immer wieder geschaut, welche Frachten ich übernehmen und an schöne Orte bringen könnte. Da ich früh in ein Satellitenkommunikationssystem investiert habe, wurde das Befrachten immer erfolgreicher. Mit dem Netzwerk, das ich aufgebaut habe, habe ich ständig Frachten bekommen und bin um die ganze Welt gefahren. Die schönste Reise zu machen, nicht nur die lukrativste, war immer die Devise. Zum Glück ging das sehr oft Hand in Hand.“
Ihr Unternehmen Wind, dessen Geschäftsführer Sie bis 2022 waren, hat sich schließlich auf den Transport von Kabeln spezialisiert. Wie sind Sie zu dieser Spezialisierung gekommen?
„Das hat sich einfach so ergeben, weil man mir diese Fracht angeboten hat. Dann habe ich auf dem Schiff große Trommeln eingebaut, auf die sie aufgerollt werden konnten. Das war ein aussichtsreiches Geschäft. Außerdem waren es gute Ladungen: langes Laden, langes Löschen und dann in alle Regionen der Welt, wo diese Kabel verlegt wurden. Letzteres wird von großen Spezialschiffen übernommen, die viel zu teuer sind, um das Material selbst abzuholen. Und da war ich dann zur Stelle.“
Mit Erfolg. Sie haben sich von einem kleinen Unternehmen zu einem globalen Dienstleister für Seekabel entwickelt, mit Niederlassungen in Alkmaar, den USA und Taiwan. Wie haben Sie das geschafft?
„Die Lida hat sich in der Schifffahrt einen Namen als gutes Schiff für Kabel gemacht. Dann habe ich zwei weitere Schwesterschiffe gekauft, um noch mehr transportieren zu können. Alte Schiffe, die wir überholt haben. Ich kaufte auch einen Dreitausendtonner, die Suzie Q, nach einem Song von Creedence Clearwater Revival. Irgendwann wurde es mir zu viel, das alles vom Schiff aus zu managen und ich musste an Land in ein Büro in Alkmaar gehen. Ich habe dann weitere Leute dazugeholt, und nach und nach haben wir das Ganze ausgebaut.“
Welche Rolle hat der NNPC bei all dem gespielt?
„Die Lida war von Anfang an beim NNPC versichert. Ich lernte die Leute dort kennen und verstand mich gut mit ihnen. Jetzt lautet meine erste Regel: Versuche, Schäden zu vermeiden. Die zweite Regel lautet: Wenn es einen Schaden gibt, kläre ihn so schnell wie möglich vor Ort mit dem Betroffenen. Das konnte ich oft problemlos per Handschlag erledigen. Trotzdem brauchte ich den NNPC manchmal als Berater. Ich hatte zum Beispiel einmal einen Streit mit einer lokalen Charterfirma, die auch Mitglied des NNPC war. Der wurde durch eure Vermittlung erfolgreich beigelegt. Auch als wir ins Kabelgeschäft eingestiegen sind, hat mir der NNPC sehr geholfen. Ich habe als kleiner Betrieb angefangen, mit nur einem Schiff. In Anbetracht des enormen Werts dieser Kabel kam ich damals als Frachtführer manchmal gar nicht erst in Frage Gemeinsam mit dem NNPC habe ich deshalb eine tolle Broschüre für unser Schiff zusammengestellt mit Informationen darüber, wie eventuelle Schäden an den Kabeln erstattet werden, alles durchkalkuliert und mit einem Begleitschreiben… Damit hat mir der NNPC sehr geholfen.
Der Ruf nach Nachhaltigkeit in der Schifffahrt wird immer lauter. Wie gehen Sie damit um?
„Damals habe ich sorgfältig geprüft, ob wir die Lida, die ursprünglich einen Dieselmotor hat, unter Segel setzen können. Ehrlich gesagt, tat ich das auch aus romantischen Erwägungen. Ursprünglich hatten wir einen Entwurf mit einem einzigen Hilfssegel, aber daraus wurden dann sogar 10 Segel! Aus diesen Plänen ist leider nichts geworden. Wir haben jedoch, auch aus kommerziellen Gründen, eines unserer Schiffe umgebaut, um alte Koaxialkabel vom Meeresboden zu heben. Auf diese Weise haben wir den Meeresboden beträchtlich gesäubert.“
Inzwischen sind Sie und Ihre Familie schon seit einiger Zeit wieder auf dem Festland. Lockt das Leben eines Kapitäns noch immer?
„Ich würde gerne wieder einmal eine Reise machen, habe aber akzeptiert, dass ich nicht mehr als Kapitän tätig bin. Ich habe auch als Unternehmer sehr viel zu tun. Aber ich bin immer noch regelmäßig auf einer Jacht unterwegs! Dort finde ich wieder diesen Hauch von Romantik.“
Möchten Sie den Lesern abschließend noch etwas mit auf den Weg geben?
„Ich beobachte, dass der Kreis der Kapitänsreeder immer kleiner wird. Niemand traut sich mehr, diesen Schritt zu wagen. Ich denke, das liegt an der Vorstellung, dass man es als Kleinunternehmer heutzutage nicht mehr schaffen kann, dass nur große Unternehmen profitabel sein können. Dem muss ich entschieden widersprechen. Es gab und gibt, genau wie vor 34 Jahren, noch immer Platz für Kapitänsreeder, vorausgesetzt, man ist mit Leib und Seele bei der Sache. Enthusiasmus, Professionalität, guter Service: Auf eigene Faust kann man besser und effizienter arbeiten und mehr Gewinn machen. Und die Romantik gibt es immer noch. Auch wenn die Vorschriften ein wenig strenger sind als früher. Die Freiheit, die Reisen, die Möglichkeiten… Die besten Frachten in die schönsten Gegenden bringen. Damit lässt sich immer noch Geld verdienen, lassen Sie sich nicht einreden, dass das nicht möglich ist!“
Kontakt
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